Windows 10 Installation auf ein abweichendes System migrieren

Wer kennt das nicht: Da hat man sich ein neues System zusammengebaut und möchte möglichst ohne Neuinstallation die alte Windows Installation mit den persönlichen Daten/Einstellungen und Programmen behalten.

Die Frage ist nur: Wie macht man das?

Die Neuinstallation wäre zwar schön einfach, aber somit müssten auch wieder alle Einstellungen getätigt, und alle lieb gewonnenen Programme wieder installiert werden. Das ist nämlich der wirkliche Zeitfresser an der ganzen Geschichte, wovor die meisten Angst haben (wegen Datenverlust z.b.) oder halt einfach keine Lust darauf haben.

Wir werden uns daher einiger nützlicher Tools bedienen, die das Ganze zu einem Kinderspiel machen.

Es gibt auch hier allerlei Variationen und man könnte dies auch mit anderen Mitteln lösen. Wie heißt es doch so schön: „Viele Wege führen nach Rom“. Welchen Weg Sie nutzen müssen Sie selbst entscheiden. Ich biete lediglich eine von vielen Optionen an.

Voraussetzungen für diese Anleitung:

  • Software: Acronis Universal Restore (Kostenpflichtig – gehört zu dem Acronis Paket)
  • Software: Acronis True Image 2016+ (Kostenpflichtig)
  • Software: Rufus 3.8p – Freeware
  • Ein aktuelles Windows 10 ISO für Ihre Architektur (32 oder 64 Bit – Über das MCT-Tool herunterladen)
  • Ein USB-Stick mit mindestens 8 GB (Es muss jedenfalls das Windows ISO darauf passen! Für die 32Bit Variante reicht ein 4GB USB-Stick, für 64Bit ein 8 GB USB-Stick)
  • Acronis True Image 2016+ auf einem USB-Stick, CD/DVD oder über PXE aufrufbar
  • Universal Restore auf einem USB-Stick, CD/DVD oder über PXE aufrufbar
  • Nerven aus Stahl! 🙂

Unser Szenario ist nun folgendes:

Sie haben Ihren alten Rechner mit einer Windows 10 Installation in Ihrem Besitz und verfügen bereits über die neuen Teile zum Austauschen bei Ihrem jetzigen  System oder halt zum Bauen eines komplett neuen Rechners mit der Datenübernahme des alten Rechners.

Wenn Sie allerdings lediglich nur die Grafikkarte tauschen wollen, dann sparen Sie sich die komplette Anleitung, denn dafür ist diese nicht gedacht – da reicht vor dem Einbau der neuen Karte die Deinstallation der Treiber (AMD/Nvidia) über die Funktion „Apps und Features“ oder alternativ über die Freeware Display Driver Uninstaller.

Hier geht es eher um einen kompletten Systemwechsel, mindestens bestehend aus Mainboard- und/oder CPU-Wechsel mit/ohne RAM-, GPU-, HDD-, SSD-, sonstige Steckkarten- Änderungen.

Erstellen eines Vollbackups Ihres alten Systems

Bevor Sie alles auseinander rupfen, sollten Sie möglichst ein Vollbackup Ihres Systems angelegt haben. Das machen Sie natürlich am einfachsten mit dem Acronis True Image Programm. Das Vollbackup (Laufwerke und Volumes des Systemdatenträgers) könnten Sie entweder auf Ihrem NAS, oder dieses auf eine USB-Festplatte oder einem USB-Stick (Es gibt bereits 256GB USB-Sticks) sichern lassen. Wie groß das Backup werden wird können Sie anhand des belegten Speicherplatzes ableiten. Im schlechtesten Fall wird es 1:1 groß werden. Den Platz sollten Sie auf dem Backupmedium jedenfalls haben. Wahrscheinlicher ist eine komprimierte und nicht ganz so groß ausfallende Datei. Das hängt aber auch damit zusammen wie Sie den Kompressionsgrad in dem Programm selbst eingestellt haben!

Lassen Sie das Backup unbedingt nach dem Erstellen, validieren. Denn nur damit stellen Sie wirklich sicher, dass das Backup danach auch zu gebrauchen ist!

Ein aktuelles Windows 10 ISO erstellen lassen

Über das MCT-Tool laden Sie sich die aktuelle Version für Ihre Architektur herunter (32 oder 64 Bit).

MCT – Windows ISO erstellen lassen

Entweder lassen Sie über das Tool direkt einen USB-Speicherstick beschreiben oder wählen halt ansonsten die ISO-Datei Option aus. Was Ihnen lieber ist!

MCT – USB-Stick erstellen lassen oder ISO Download

Ich persönlich würde die ISO-Datei bevorzugen, da Sie diese jederzeit wieder auf einen USB-Stick schreiben lassen könnten ohne die Daten wieder aus dem Internet herunterladen zu müssen. Mit dem Rufus Programm können Sie die ISO-Datei ohne spezielle Einstellungen auf den USB-Stick schreiben lassen.

Rufus Einstellungen zum Schreiben eines Windows 10 ISOs

Programm öffnen, USB-Stick auswählen, ISO wählen und auf „START“ klicken.

Herstellung Ihrer Daten auf dem neuen System

Wenn Ihr neuer Rechner fertig für die Inbetriebnahme ist, so starten Sie direkt die Acronis True Image Software. Wie sie diese starten hängt davon ab, welche Optionen Sie haben. Sie könnten diese über PXE laden, einem USB-Stick oder einer CD/DVD. Sie haben die Qual der Wahl.

Lassen Sie nun das Vollbackup auf die gewünschte Festplatte in Ihrem neuen System wiederherstellen. Sollte die neue Platte größer als die Alte sein, so könnten Sie später über die Datenträgerverwaltung den ungenutzten Platz der Hauptpartition zuordnen lassen.

Treiber entfernen

In den meisten Fällen wird das System nicht ordnungsgemäß starten können. Das hängt vor allem damit zusammen, dass auf Ihrem alten Mainboard ganz andere Komponenten (Chipsatz/Sound/LAN etc) verbaut sind, als auf Ihrem neuen Mainboard. Alleine schon eine Chipsatzänderung führt zu der Verweigerung eines sauberen Starts.

Da nun Ihre alten Daten auf Ihrem neuen System sind, widmen wir uns der Bereinigung der falschen Treiber.

Starten Sie nun von CD/PXE/USB-Stick das Acronis Universal Restore Tool. Das Betriebssystem sollte automatisch erkannt werden und als „Windows 10“ angezeigt werden.

Auf dem Bild ist das nicht der Fall, da in der dortigen Umgebung kein Windows installiert ist. Das Bild dient nur als Beispiel!

Bei Wechselmedium durchsuchen wählen Sie „Aus“ aus. Klicken Sie nun auf „OK“ und die Bereinigung läuft. Es kann sein, dass es zu Fehlermeldungen kommt. In den meisten Fällen kann dies getrost ignoriert werden! Klicken Sie daher einfach auf „ignorieren“ bei auftretenden Fehlern. Selbst wenn es schiefgehen sollte, so haben Sie ja dennoch Ihr Vollbackup als Notanker. Wenn die 100% Anzeige erscheint, klicken Sie auf „Neustart„.

Zu erledigende Dinge nach dem ersten Start

Da jetzt Ihr altes System komplett auf dem Neuen startet, können wir uns erst einmal ein paar wichtigen Dingen widmen, die wir vor eines In-Place Upgrades noch durchführen sollten.

Gehen Sie in die Datenträgerveraltung und ordnen Sie den nicht genutzten Platz dem vorhandenen Systemdatenträger zu. Sie werden nur ungenutzten Speicherplatz vorfinden, wenn Ihr neuer Systemdatenträger größer als der Alte ist! Insofern keine andere Partition hinter der Windows Partition ist, können Sie mit einem Rechtsklick auf die Windows Partition und dann Volume erweitern, der Partition den ungenutzten Platz zuweisen. Andernfalls müssten sie Programme wie z.b den AOMEI Partitionsassistenten oder den Acronis Disk Director bemühen, um dies zu ermöglichen.

Die Deinstallation eines Virenscanners wird vor dem nächsten Schritt seitens Microsoft empfohlen. Solltet Ihr den Windows Defender nutzen könnt Ihr Euch das sparen! Des weiteren gehen Sie zu den „Apps und Features“ und deinstallieren Sie alle dortigen noch vorhandenen Einträge, die mit Ihren alten Treibern in irgendeiner Weise in Verbindung stehen.

Beispielsweise:

  • Realtek Treiber (Audio/LAN)
  • NIC Treiber – LAN/WLAN/WIFI (Intel/Killer/Broadcom/Realtek)
  • Bluetooth Treiber
  • Chipsatztreiber (AMD/Intel/Nvidia)
  • Grafiktreiber und Zubehör (AMD/Nvidia)

Die Treiber werden zwar nicht mehr genutzt, die Überreste stehen allerdings trotzdem noch in der Liste. Damit das In-Place Upgrade nicht unnötigen Müll mitschleppt, sollten diese Dinge zur Sicherheit noch von Hand deinstalliert werden.

Auch sollten Sie alle Tools und Programme deinstallieren, die auf Ihr altes Mainboard aufbauen oder nur mit diesem funktionieren.

Um mal ein Beispiel zu nennen: Mit der AMD Ryzen Master Software können sie mit einer Intel CPU nichts anfangen. Ebenso können sie mit Software speziell für Intel CPUs auf AMD Systemen nichts anfangen.

Sparen Sie sich jegliche Dinge, die beispielsweise Treiberinstallationen betreffen!

In-Place Upgrade durchführen

Damit Sie auch wirklich sauber von vorne anfangen und kein zusammengebasteltes Konstrukt mit sich herumschleppen ist dieser Schritt unabdingbar. Ihre Programme/Einstellungen und persönlichen Daten bleiben erhalten! So wie Sie es kennen. Nur Windows wird komplett erneuert, samt Treibern etc.

Nehmen Sie dafür den Windows 10 USB-Stick und starten Sie davon die setup.exe unter Ihrem gestarteten Windows. Sie müssen dies unter Windows selbst machen, da ein In-Place Upgrade über eine WinPE Umgebung nicht funktioniert oder unterstützt wird. Nach ein paar Dialogen sieht das Ganze so aus:

In-Place Upgrade mit Datenübernahme

Nach dem Klick auf „Installieren“ geht es dann auch los. Das kann eine Weile dauern und Ihr System wird in diesem Prozess auch mehrere Male neu gestartet.

Treiberinstallation

Da Sie nun eine frische Windows 10 Installation vor sich haben mit Ihren alten Daten und Programmen, müssen Sie jetzt noch fehlende Treiber installieren. Diese beziehen Sie am besten direkt von den jeweiligen Herstellern Ihrer Komponenten und nicht von Ihrem Mainboard Hersteller, da diese meistens veraltet sind. Bei Intel LAN/Chipsatz/WIFI Treibern also direkt auf die Webseite von Intel gehen. Das machen Sie mit allen Treibern so.

Das beugt erheblich Problemen vor, die im Zusammenspiel mit neuer Hardware auftreten könnten!

Bluescreens (BSOD), eventuelle Grafikfehler, Blackscreens, Bildflackern, unerklärliche Performanceeinbußen, Systemhänger usw.

Den letzten Schliff verpassen

Nach dem erfolgreichen Installieren Ihrer Treiber, sollten Sie nun die letzten Schritte einleiten. Führen Sie daher eine Datenträgersystembereinigung aus und setzen Sie jegliche Haken, die Sie dort setzen könnten.

Die Datenträgerbereinigung können Sie starten, wenn Sie mit der rechten Maustaste auf Ihre C: Partition klicken und „Eigenschaften“ auswählen, dann auf „Bereinigen“ klicken und im Anschluss auf „Systembereinigung“ klicken.  Dadurch wird unter anderem der Windows.old Ordner gelöscht und alle sonstigen temporären Dateien, die durch den Prozess entstanden sind. Das schaufelt Ihnen ordentlichen Platz auf der Platte frei.

Eventuell ist die Neuinstallation bestimmter Software von Nöten. Ich musste beispielsweise die Software „FreeFileSync“ erneut installieren. Auch wenn Ihr das Programm „Teamviewer“ verwendet, müsst Ihr  – bedingt durch die Hardware-ID Änderung – den neuen Rechner erst autorisieren. Das wird sich auch durch die verschiedenen Spiel-Clients ziehen, denn viele Programme arbeiten nach diesem Prinzip.

Bei Hyper-V und den virtualisierten Clients verhält es sich ähnlich. Denn das virtuelle Switch wird mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit natürlich nicht mehr funktionieren, da der alte Netzwerkcontroller nicht mehr gefunden werden kann. Löscht einfach die virtuellen Switches und erstellt diese neu. Denn das simple Umswitchen zu dem neuen Adapter funktionierte bei mir persönlich nicht. Ähnlich erging es mir mit den virtuellen Maschinen. In meinem Fall habe ich diese einfach neu erstellt. Die alten virtuellen Platten dann wieder eingebunden und fertig war das Ganze.

Windows Aktivierung

Was aber viel wichtiger ist, ist die Tatsache, dass sich Ihre Hardware-ID geändert hat und Sie somit Windows erneut aktivieren müssen. Windows ist nämlich für Ihre alte Hardware lizenziert im System bei Microsoft eingetragen. Bei einem Upgrade der Hardware müssen Sie daher in den meisten Fällen die telefonische Aktivierung nutzen, damit der Key der neuen Hardware zugeordnet wird. Das heißt aber auch, dass Ihr altes System danach mit dem Key nicht mehr funktionieren wird. Logisch, da der Key nur für ein System gültig ist (Davon ausgenommen sind Volumenlizenzen!). Wenn Sie Ihr altes System als Zweitrechner nutzen wollen, dann müssen Sie einen neuen Key für Ihr neues System kaufen!

Tipp: Wer noch irgendwo unbenutzte Windows 8/8.1 Keys rumliegen hat, kann diese auch für Windows 10 verwenden! 😎

Zum Anfang!

Eine Antwort auf „Windows 10 Installation auf ein abweichendes System migrieren“

  1. Danke für die tolle Anleitung! Hinweis: Bei mir hat der In Place Windows-Update erst *nach* erfolgreicher Windows Reaktivierung geklappt.

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